| | Ab und zu komm' ich doch tatsächlich zum lesen ...und das kommt dabei heraus: |  |
  | James Graham Ballard / Running Wild - Das Pangbourne-Massaker |  |
Wieder ein toll aufgemachtes, mit interessanten Bildern versehenes Buch aus der Edition Phantasia. Sie haben schon viele Bücher von J.G.Ballard herausgebracht, aber noch keines im DIN A4-Format. Sehr ungewöhnlich. Die Bilder sind Geschmackssache. Das kühle Blau auf Schwarz-Weiß ist nicht unbedingt der meine. Andererseits unterstreichen sie die distanziert wirkende Erzählweise des Psychiaters. Trotzdem er zwar Abstand wahrt zu den grauenvollen Ereignissen spürt man (oder ich meine es zu spüren) das leise Unbehagen, welches in seinen Analysen mitspielt.
Was mich wirklich gestört hat ist, daß 33 Seiten benötigt werden um das - ziemlich - offensichtliche endlich auszusprechen: Wer war der Täter!? Es war, für mich, nichts spannendes daran darauf zu warten. Nichtsdestotrotz sehr gut geschrieben, wie bei Ballard auch nicht anders zu erwarten. Am besten hat mir dann der folgende Teil gefallen, in dem darüber spekuliert wird warum und wie es zu diesem Ausbruch von Gewalt kommen konnte. Der eigentliche Tathergang ist dann schon wieder nicht mehr so aufregend.
Erschreckend sind dann auch nicht - mehr - die Morde, sondern wie es - wahrscheinlich - dazu gekommen ist. Ein Buch das man wohlmeinenden Eltern / Erziehern schenken sollte, auch auf die Gefahr hin es an den Kopf geworfen zu bekommen.
| | Martin Cruz Smith / Nacht in Havanna | |
Ein Amerikaner der über einen Russen in Kuba schreibt! Kann das was werden? Es kann! Und wie!!!
Der Autor von "Gorki Park" - ein Buch, das ich bis jetzt noch nicht gelesen habe, den Film aber genial finde! - bringt in diesem Roman eine Stimmung rüber die absolut phänomenal ist! Ich liebe ja diese (Achtung Klischee:)"melancholischen Russen" und dieser Arkadi mit seinem dunkeln Gemüt und Mantel im lebenslustigen (?) Kuba bzw. Havanna ...
In erster Linie ein Krimi, irgendwo auch eine Liebesgeschichte - eher sogar zwei, eine vergangene und eine aktuelle -, ein Spionagethriller, ein bißchen Sozialkritik ... ich glaube da findet jeder Leser etwas! Das Beste ist einfach die Stimmung die absolut glaubhaft rüberkommt! Muß ich noch erwähnen, daß das ganze auch noch spannend ist?
Man (ich) möchte sich am liebsten den nächstbesten Russen schnappen, nach Kuba fliegen und schauen was passiert!
| | Eddie M. Angerhuber / Die verborgene Kammer | |
Wenn Schehezerade von Graf Dracula in die Pflicht genommen worden wäre hätte sie ihm sicherlich, zumindest unter anderem, Il fiori della morte von Eddie M. Angerhuber aus diesem Buch der Edition Metzengerstein erzählt! Eine der Geschichten in diesem Band in der - für mich - wirklich alles stimmt: Die Intermezzi (?) sind klasse und bilden einen faszinierenden Rahmen und die einzelnen Stories sind einfach nur genial! Empusa muscae erinnert mich ein wenig an J.G.Ballard. Insbesondere am Anfang sind die Beschreibungen, wenn auch etwas ziellos, ähnlich und ähnlich eindrucksvoll.
Projektionen ist die Story an der ich vielleicht am besten meine Kritik festmachen kann: überfrachtete Beschreibungen von Details die nichts zur Geschichte - und schlimmer zur Stimmung - beitragen. In meinen Augen hätte man das ganze um die Hälfte kürzen und dadurch eindrucksvoller schildern können. Vielleicht hätten es sogar einst zwei Geschichten werden sollen? Der Wechsel der Umgebung erscheint mir ein wenig hilflos, künstlich herbeigeführt, "nur" um eine weitere Geschichte einzufügen. Die Charaktere im Schloß bleiben mir zu sehr an der Oberfläche und werden auch nicht durch ihre Handlungen aufschlußreicher. Sollen sie vielleicht auch nicht?! Es bleibt eine gewisse Unzufriedenheit so sehr im Ungewissen zu bleiben. Die Erklärung die gegeben wird befriedigt nicht ganz! Insbesondere das Ende, das einen schon wieder versöhnt mit den "Mängeln", hätte im Vorfeld andere Erklärungsansätze erlaubt. So bleibt einem die eigene Fantasie was dann letztlich vielleicht das tatsächlich phantastische an dieser wie auch den anderen Erzählungen ist. Man wird im Regen stehen gelassen und muß selber sehen wie man wieder ins Trockene kommt! Lohnenswert ist das Lesen allemal und ich freue mich schon auf weitere Erzählungen, vielleicht einen Roman?, der Autorin!
| | Ramsey Campbell / Dämonen bei Tag | |
Frühe Erzählungen des Kultautoren erschienen bei der Edition Metzengerstein. Mit einem sehr witzigen Vorwort von Peter Straub und einem ausführlichen Interview mit dem Autor. Wie S.T.Joshi auf dem Klappentext bemerkt: Ramsey Campbell ist der Poet verkommener und verfallener Großstädte. Die Betonung liegt sowohl auf Poet als auch auf dem Verfall. Poet weil Campbell in einer unwahrscheinlich komplexen und gleichzeitig klaren Sprache Landschaften und Städte schildert die häufig erst im Nachhinein ihr tatsächliches Grauen offenbaren. Der Autor setzt keine Schockeffekte ein um zu erreichen was er erreicht. Nämlich den ängstlichen Blick über die Schulter, das etwas geschärfte Auge für die dunklen oder nur nicht so gut einsehbaren Ecken unserer Städte, unseres Lebensraumes. Die Verkommenheit, der Verfall der Städte entsteht häufig erst im Zusammenspiel zwischen der eigentlichen Erzählung und den Gedanken die sich der Leser über das Geschehene macht.
14 fantastische Geschichten die einem das Grauen in kleinen aber feinen Häppchen näher bringen.
Wieder ein neuer Band der EDITION DK des Zaubermond-Verlags und wieder ein Klasse Roman. Sollte jemand diese Edition tatsächlich noch nicht kennen und "früher" Fan der Romanserie DäMONENKILLER gewesen sein, dann wird es wirklich Zeit sich die mittlerweile auf 10 Bände angewachsene Serie anzuschaffen. Falls jemand die Serie noch nicht kennt, nun dann wird es Zeit sich auch mal an was Neues heranzuwagen! Als Einstieg bietet sich der aktuelle Roman so gut an wie jeder andere. Es war - und ist - eine laufende Serie, von daher dürfte es immer gewisse Anlaufschwierigkeiten geben. In Feuerkuß werden allerdings die Geschehnisse um Galileo und der 6. Inkarnation des Baron Nicolas de Conde um 1640 mit dem aktuellen Geschehen und der keltischen Tradition geschickt verwoben. Da sich auch die handelnden Personen auf ein Minimum beschränken wird einem der Einstieg hier leicht gemacht!
Spannende Unterhaltung für ein paar Stunden sind bei diesem Roman (und der ganzen Reihe) garantiert!
| | Astrid Paprotta / Mimikry | |
Schade eigentlich! Eine interessante Geschichte mit interessanten Charakteren mit unmöglichen (naja, möglich wars anscheinend?!) Mitteln erzählt. Eine abgehackte Sprache in oder mit der sich die Figuren nicht so richtig entwickeln konnten. Die Beschreibung des Polizeialltags und des Zynismus des "Gesprächsfernsehens" (was für ein Wort!) mag zwar vorhanden sein, aber ... Die angeblichen seelischen Abgründe der Darsteller bleiben für mich auf der Strecke, werden bestenfalls angerissen. Nein, kann mich wirklich nicht begeistern.
| | Thomas Ligotti / Teatro Grottesco und andere Erzählungen | |
In einer sehr nüchternen und ruhigen Sprache, teilweise fast schon distanziert werden, in diesem Band der Edition Metzengerstein Erlebnisse berichtet die einem Achtung Klischee: eisige Schauer über den Rücken laufen lassen! Für mich ein neuer Stil, phantastische Geschichten zu erzählen. Häufig war ich am überlegen: Ist jetzt überhaupt etwas passiert? Warum habe ich dann so ein komisches Gefühl? Diese Geschichten sind definitiv nichts für ängstliche Gemüter! Man ist versucht immer wieder über die Schulter zu schauen um, wenn man es tatsächlich tut und nichts sieht, beim wieder nach vorne sehen gegen einen Baum zu laufen. Das Irritierende ist dann das Gelächter das irgendwoher ertönt! Sehr faszinierend! Mehr davon!
| | Frank Festa / Wucherungen |
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Kurzgeschichten oder wie es im Untertitel heißt: Dunkelgraue Erzählungen. Sehr Dunkelgrau würde ich mal sagen! Zum Teil schon fast psychotisch. Stammt aus dem Qualitätshaus Edition Metzengerstein!
Standortbestimmungen oder das was davon übrig bleibt. Sagt natürlich keinem etwas, aber man, oder besser ich, kann die Geschichten in ihrer Gesamtheit nur schwer beschreiben. Vielleicht am ehesten noch durch einen Spruch den ich mal gehört habe: Das Licht am Ende des Tunnels ... kann auch ein entgegenkommender Zug sein!
Die Titelstorie ist absolut genial, vielleicht auch dadurch, daß es eine der wenigen Geschichten ist in der es 2 agierende Personen gibt, welchen man, über ihnen schwebend, zu folgen scheint. Eine Art Schutzengel der keine Chance zum Eingreifen hat. Das wäre vielleicht sogar der gemeinsame Nenner: man liest und weiß oder ahnt zumindest was geschehen wird, möchte eingreifen kann es aber nicht - will vielleicht auch manchmal gar nicht, weil ein Eingreifen nur ein Verlängern des Leidens bedeuten würde. Den Trost muß man sich schon selber spenden. Mehr bleibt nicht. Nichts für labile Gemüter! Lohnenswert! Mal was anderes und in einer sehr "angenehmen" Sprache erzählt!
| | Ruth Picardie / Es wird mir fehlen, das Leben | |
Oh, oh! Was kann ich zu einem solchen Buch schreiben? Es handelt sich um die E-Mails einer ... ja, was eigentlich? Sterbenden? So hätte sie sich selbst sicher nicht gesehen! Es ist einfach faszinierend und macht betroffen zu lesen wie jemand mit dem eigenen Tod vor Augen noch eine solche Energie aufbringen kann! Macht Mut und ist sehr "anrührend" ohne schnulzig zu sein! Harter Stoff!!! Taschentücher bereithalten!
| | Janwillem van deWeetering / Die reine Leere | |
Das Buch für alle die schon immer in ein ZEN-Kloster wollten und nicht wußten warum sie es noch nicht getan haben! Hier sind die Ausreden!
Ganz so krass urteilt der Autor dann doch nicht, aber es werden schon die Extremfälle erzählt. Die allerdings in sehr witziger und spritziger Weise. Wie seine beiden anderen "ZEN-Bücher" ist auch dieses wieder absolut lesenwert und beinhaltet sehr viele und/oder schöne Weisheiten (Denk ich zumindest). Schön!!!